Feininger in Halle – wie ein Maler die Stadt wahrnimmt
Eine szenische Lesung
Zu den wichtigsten Werken Lyonel Feiningers (1871–1956) gehört die Bilderserie der Stadt Halle, die seine Einfühlung in diese Stadt ausdrückt. Der Hallenser Magistrat beauftragte den Künstler 1929 ein Stadtporträt für das Oberpräsidium in Magdeburg zu schaffen. Feininger verliebte sich in die Stadt und ihre Motive. Aus ursprünglich einem geplanten Gemälde wurden elf, daneben entstanden zahlreiche Fotografien und Zeichnungen. Von 1929 bis 1931 hatte Feininger im Torturm der Moritzburg ein Atelier. Die Stadt Halle erwarb alle Gemälde und stellte sie in der Moritzburg aus. In der Zeit des Nationalsozialismus galten Feiningers Werke als „entartet“ und wurden aus allen öffentlichen Museen entfernt. So verlor das Kunstmuseum Moritzburg diese wertvolle Sammlung. 1937 kehrte Feininger mit seiner Familie nach New York zurück, wo er 1956 im Alter von 84 Jahren starb.
Die szenische Lesung der Sprechbuehne widmet sich der Entstehung und dem Schicksal der Halle-Bilder, korrespondierend zu einer neuen Feininger-Ausstellung im Kunstmuseum Moritzburg (24.10.2016–29.1.2017). Dabei werden unter anderem Texte aus dem Briefwechsel zwischen Lyonel Feininger und seiner Frau Julia sowie mit Alois Schardt, dem damaligen Direktor des Kunstmuseums Moritzburg, präsentiert.
Alois Schardt schrieb über Feininger: In seinem Bild der Marktkirche von Halle schafft er ein ganzes Architekturdrama, zeigt uns, wie die Westwand des machtvollen Gebäudes sich aufbäumt, heruntergerissen wird unter dem fratzenhaften Geschrei eines Begleitmotivs, und wie der lichte, helle Glaube der Osttürme genügt, um diesen Wirrwarr zum Stehen und zur Erlösung zu bringen. Das vielgeschmähte Halle fand einen Menschen, der tiefer sah, als die meisten Besucher, und man muss hinzufügen – als die meisten Bewohner. Ja man kann sagen, dass noch kein Maler den Dom, die Marktkirche, den roten Turm, die Eigenart der Straßen so tief innerlich und eigenartig erlebt hat, wie Feininger.